Organisationen in der digitalen Transformation

Organisationen wachsen und entwickeln sich, sie haben eine Geschichte, eine Kultur, ein Stil und vieles mehr. Organisationen sind komplexe Gebilde. Wenn nun die Organisation die digitale Transformation auf die Prioritätenliste setzt, dann stehen weitere und wahrscheinlich massgebende Veränderungen an. Diese Veränderungen sollten gut vorbereitet werden und setzen voraus, dass die Organisation diese auch wirklich will. Mir kommt an dieser Stelle eine kleine Anekdote aus einem Erstgespräch bei einem Kunden in den Sinn. Eine papierlose Organisation wurde als eine der ersten Zielsetzungen genannt. Daraufhin habe ich die Teilnehmenden (= Geschäftsleitung eines Unternehmens mit über 1'500 Mitarbeitenden) gebeten, doch den vor Ihnen liegenden Papierstapel das nächste Mal nicht mehr mitzubringen und auch gleich die Faxnummer auf der Visitenkarte zu streichen. Erstaunte Blicke, etwas nachdenkliche Teilnehmende ... und ich konnte Ihre unausgesprochene Frage aus den Gesichtern ablesen: "wollen wir diesen Berater?". Diese Frage kann ich schon mal beantworten: wir haben in der Folge während mehreren Jahren gemeinsam die digitale Transformation durchgeführt. Selbstverständlich verstehen wir unter einer digitalen Transformation bei (sehr) weitem nicht nur das papierlose Büro. Aber ist die Organisation bereit für die digitale Transformation, wenn die Geschäftleitung nicht mit gutem Beispiel vorausgeht?

Aus beratender Sicht ist es für mich von hoher Bedeutung, in der Analysephase ein gutes Fundament für die anstehenden Veränderungen zu legen. Die Organisation wird gefordert werden, Unsicherheiten werden auszuhalten sein, Chancen zu nutzen, auf einzelne Anliegen zu verzichten und Risiken einzugehen. Ich sehe den Wunsch einer digitalen Transformation in der Organisation als Anspruch, die anstehenden Herausforderungen aktiv zu gestalten und wettbewerbsfähig zu bleiben (oder noch besser zu werden). Diese Entwicklungen sollten auf bewussten Entscheidungen basieren, von der Führung initiiert, breit abgestützt und viele Organisationssichten berücksichtigen. Eine digitale Transformation hat Auswirkungen auf die Organisation und beinhaltet damit fast alle Organisationsthemen wie beispielsweise Kultur, Klima, Wandel, Entwicklung, Führung oder Wissen. Diese Komplexität auf einer einzigen A4 Seite darzustellen wird der Angelegenheit natürlich nicht gerecht. Am nachfolgenden Raster orientiere ich mich (manchmal) in der Analysephase als Vorbereitung der Organisation auf die nächsten Schritte in der digitalen Transformation.

Dabei ist es mir wichtig zu betonen, dass dies vorallem als Denkanstoss gedacht ist und keinesfalls als Methodik, Framework oder sogar als Lösungsansatz. Es soll aufzeigen, dass die digitale Transformation viele Auswirkungen auf die Organisation mit sich bringt. Somit ist Sorgfalt und Qualität der Vorbereitungen und Durchführung Pflicht. Was auch erkannt werden kann ist, dass die digitale Transformation nicht aus einem neuen ERP System, einer Cloudstrategie, einem Datawarehouse, einer Prozessoptimierung, einer Organisationanpassung, eines neuen Produkts oder einer papierlosen Organisation besteht. Die digitale Transformation hat viele dieser Aspekte gemeinsam zu betrachten und zu steuern. Dies auch, wenn der digitalen Initiative ein kritischer Auslöser vorausgeht (bspw. ein Systemupgrade kostet zu viel und jetzt machen wir gleich ein Digitalisierungsprojekt daraus).

Eine digitale Transformation findet nicht im luftleeren Raum statt, so habe ich im Teaser mit diesem Beitrag gestartet. Ja, die digitale Transformation hat bedeutende Auswirkungen auf die Organisation. Somit ist auch gesagt, dass die digitale Transformation verantwortungsvoll und umsichtig vorbereitet und durchgeführt werden muss. Sie bringt umfassende, tiefgreifende und hoffentlich nachhaltige Veränderungen mit sich. Somit schliesst sich der Kreis zur Anekdote mit dem Ziel der papierlosen Organisation. Das Ziel war rasch formuliert und ja auch nicht falsch. Eine die Auswirkungen berücksichtigende digitale Transformation sorgt sich bei der beispielhaften Zielsetzung um mindestens die User (mit deren Erfahrungen, Fähigkeiten, Erlebnissen), die Unternehmensprozesse, die technischen Systeme (nicht nur um den Fax ;-)), die Plattformen, die Daten und um einiges mehr. So kann auch die entstehende und zeitweise zu akzeptierende Zeit der Unsicherheiten erfolgreich gemeistert werden. Die digitale Transformation gelingt mit Sorgfalt, Qualität und Professionalität - von Anfang an, mit gut reflektierten Zielsetzungen und abgestimmten Erwartungen.