30.01.2024 |
SORBA EDV AG, Séverine Bischof
Das Schweizer Baugewerbe sieht sich einem zunehmenden Dilemma gegenüber: dem Fachkräftemangel. Diese Herausforderung ist nicht nur ein lokales Anliegen. Es manifestiert sich als kritischer Engpass für die gesamte Wirtschaft.
Die wachsende Nachfrage nach Bauprojekten in der wachsenden Schweizer Wirtschaft steht im starken Kontrast zu einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im Bau. Dies gefährdet die zeitgerechte Fertigstellung von Projekten und hat potenzielle Auswirkungen auf die langfristige wirtschaftliche Entwicklung des Landes. In diesem Blogartikel zeigen wir auf, mit welchen Strategien und Technologien der Fachkräftemangel abfedern lässt.
Die aktuelle Lage auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt für qualifizierte Arbeitskräfte ist von einem deutlichen Mangel geprägt. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich, zu denen der demografische Wandel, ein Rückgang des Interesses an handwerklichen Berufen und bürokratischen Hürden für ausländische Fachkräfte zählen. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, offene Stellen zeitnah besetzen zu müssen. Das führt zu Verzögerungen in Bauprojekten und einem erhöhten Wettbewerbsdruck. Zudem steigt der Bedarf an qualifizierten Fachkräften mit technischem Know-how, was die Rekrutierung weiter erschwert.
Eine gesonderte Problematik, die im Baugewerbe besteht, ist die der Schwarzarbeit. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften führt dazu, dass einige Bauunternehmen und Arbeitnehmer auf Schwarzarbeit zurückgreifen, um offene Stellen zu besetzen und Projekte zu realisieren. Dies birgt jedoch negative Auswirkungen, da Schwarzarbeit faire Arbeitspraktiken untergräbt, unfairen Wettbewerb fördert und zu einer unregulierten und unsicheren Arbeitsumgebung beiträgt. Die Bekämpfung von Schwarzarbeit ist entscheidend, um langfristig den Fachkräftemangel anzugehen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Der Personalengpass im Handwerk und im Speziellen in der Baubranche hat weitreichende Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen. Er führt zu Verzögerungen bei Bauprojekten, Qualitätsproblemen und erhöhten Sicherheitsrisiken. Die unbesetzten Stellen haben eine Überlastung verfügbarer Arbeitskräfte zur Folge, was die Aufmerksamkeit für präzise Arbeit und Sicherheitsprotokolle beeinträchtigt. Diese Qualitätsprobleme können darüber hinaus langfristige Folgen für die Reputation von Baufirmen haben.
Die Fachkräfteknappheit führt zu erhöhten Kosten für die Unternehmen im Bau. Die Konkurrenz um verfügbare Fachkräfte verschärft den Wettbewerb und treibt die Lohnkosten in die Höhe. Dies wiederum führt zu Preissteigerungen bei Bauprojekten, was Unternehmen einen unvorteilhaften Wettbewerbsnachteil bringt. Insgesamt beeinträchtigt die Fachkräfteknappheit die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der Baubranche in der Schweiz und stellt eine zentrale Herausforderung für die nachhaltige Entwicklung der Branche dar.
Unternehmen können langfristig Fachkräfte finden, indem sie in Ausbildungsprogramme investieren und ihre bestehenden Mitarbeiter durch gezielte Schulungen und Weiterbildungen fördern. Dies trägt zur internen Talententwicklung bei und erhöht die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Fachkräfte.
Durch enge Kooperationen mit Berufsschulen, Fachhochschulen und Universitäten können Unternehmen sicherstellen, dass die Ausbildungsgänge den Bedürfnissen der Branche entsprechen. Praktika, Lehrstellen und duale Studiengänge können dazu beitragen, frühzeitig fehlende Fachkräfte zu gewinnen.
Unternehmen sollten ihre Rekrutierungsbemühungen international ausweiten, um dem Facharbeitermangel entgegenzuwirken und qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland anzuziehen. Die Vereinfachung von Visa- und Arbeitsgenehmigungsverfahren kann dabei unterstützen.
Die Einführung innovativer Technologien und digitaler Prozesse steigert die Effizienz und reduziert den Bedarf an manueller Arbeit. Dies ermöglicht es Unternehmen, auch mit einem begrenzten Arbeitskräftepool den Herausforderungen des Arbeitsmarkts zu begegnen und produktiv zu bleiben.
Unternehmen sollten darauf abzielen, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Dies umfasst wettbewerbsfähige Gehälter, flexible Arbeitszeiten, gute Aufstiegschancen und zusätzliche Benefits wie betriebliche Altersvorsorge oder Gesundheitsleistungen. So sind Sie in der Lage, auf dem Arbeitsmarkt qualifizierte Arbeitskräfte für sich zu gewinnen und einem Personalengpass im Bau entgegenzuwirken.
Eine aktive Beteiligung an Branchenverbänden, Messen und Networking-Veranstaltungen ermöglicht es Unternehmen in der Bauindustrie, potenzielle Fachkräfte zu finden, sich mit ihnen zu vernetzen und ihre Sichtbarkeit in der Branche zu erhöhen.
Unternehmen sollten eine diversitätsorientierte Einstellungspraxis fördern, um einen breiteren Pool von Talenten anzusprechen. Unterrepräsentierte Gruppen können so besser in die Baubranche integriert werden.
Ein Problem ist, dass viele Bauunternehmen keine Lehrlinge mehr finden, weil alle in die IT wollen. Auch der SBV hat sich zu diesem Thema bereits geäussert, denn die Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen sind vielfältig im Bau in der Schweiz.
Digitale IT-Technologien spielen eine entscheidende Rolle dabei, den Fachkräftemangel in Handwerk und Baugewerbe zu mildern. Die Integration digitaler Technologien kann dazu beitragen, die Produktivität im Bau zu steigern und die Branche insgesamt effizienter und zukunftsfähiger zu gestalten. Hier sind einige Wege, wie digitale Technologien wie Softwares dazu beitragen können:
Die Herausforderung des Fachkräftemangels im Schweizer Baugewerbe ist nicht nur lokal, sondern hat weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Verzögerungen in Bauprojekten, Qualitätsprobleme und steigende Kosten sind nur einige der spürbaren Konsequenzen. In diesem Kontext ist die Integration digitaler Technologien und die Umsetzung strategischer Massnahmen, wie Aus- und Weiterbildungsprogramme, internationale Rekrutierung und die Förderung von Vielfalt, entscheidend, um diese Herausforderung anzugehen und die Branche langfristig zu stärken.